Aber alternative, aufgeklärtere und rationalere Konzepte, die der Wahrheit und der Gerechtigkeit die Ehre geben, fehlen irgendwie in der öffentlichen Diskussion (nach meinem Eindruck jedenfalls). Jetzt kann er sagen: Warum regt ihr euch auf, der Rudolf Augstein hat das doch auch gesagt, und dem wurde anschließend sogar noch der Ludwig Börne-Preis verliehen. Wann dann doch eine andere Qualität besäße als Augsteins gestriges Gemaule.Äh, worum geht’s hier eigentlich? Die Rede löste innerhalb und außerhalb der Partei heftige Reaktionen aus. All dies wird aber auch nicht groß diskutiert in den Medien. Die wollen also nach Augsteins Lesart die armen Deutschen, die größtenteils gar nicht gewusst hätten, was zwischen 1933 und 1945 passierte, dauerhaft kleinhalten. Die Begriffe „Volk“ und „Nation“ werden durch das Kollektivschuld-Konzept also nicht etwa dekonstruiert (was aufs Dringendste notwendig wäre); vielmehr wird ihre Mystifizierung und „Aufladung mit Bedeutung“ weitergeführt. Aber diese Hoffnung wurde ja bereits enttäuscht. Sie sprechen Augsteins Kommentar an, doch eine weitere, m.E. 'Your Stele').
Schön auch, dass Sie Herr Niggemeier, keinen Bogen um einen klaren Antisemitismus-Vorwurf gemacht haben. 'Your Stele').
Fand ich auch ein bemerkenswertes Detail.Aus meiner Sicht besteht mitunter schon das Problem, dass Äußerungen, die bei AfD-Politikern bundesweit Aufsehen erregen und zu Recht scharf kritisiert werden, bei etablierteren Politikern eher einmal achselzuckend hingenommen werden. Dessen Schlusssequenz mit bepissen und besprühen findet sich Jahre später aktuell auf der ARD-Seite mit einem Bericht über Yolocaust.„Die mehr als 2.000 Stelen als Massengrab? Genausowenig schreibe ich mir die Taten der Nazis zu. Dass der Höcke ein Nazi ist? This image could have imperfections as it’s either historical or reportage. Er schrieb sie in einem Kommentar, der Höcke hatte in seiner Dresdner Skandalrede am Dienstag Auf Twitter machte der Verweis auf Augsteins Artikel schon gestern Vormittag die Runde.Zahlreiche Gesinnungsgenossen Höckes verwiesen seitdem genüsslich darauf, dass das angeblich so skandalöse Zitat des Thüringer AfD-Vorsitzenden bloß einen Gedanken und eine Formulierung des unverdächtigen, honorigen „Spiegel“-Herausgebers aufgriff. Es ist schlicht und einfach eine Notwendigkeit, zu gedenken und eine Frage des Anstands. Also ich kann verstehen, dass das als antisemitisch ausgelegt wird. Aber ich halte es für unklug und vor allem unnötig, sich diesem „abstreitbaren“ Detail zu widmen, wenn schon die „weniger schlimme“ Lesart genug Anlass zu Kritik gibt und daneben die Rede noch (siehe Lobos Artikel dazu) so viele andere, unzweideutige Hässlichkeiten aufweist.3.
Aber kaum jemand erwähnt den Elefanten, der im Raum steht und von dem ein Teil des Publikums längst raunend Fotos macht.Augsteins Kommentar ist abstoßend. Wort, wie Höcke es verwendet und gemeint hat, lässt wirklich nur Ihren Schluss zu – dann ist es im Zusammenhang einer primär schriftlich(!) Wenn man, je nach dem ob es ein Freund ist oder nicht, mal von Essen, mal von Fressen redet, betreibt nicht Reflektion sondern Agitation. Ob das den Höckisten* lieber gewesen wäre? Sie ist eine Partei, die Nazis eine politische Heimat bietet.“[1]Ich als SPD-Mitglied muss anerkennen, das Goppel sagte „… dass wir […] üblen Unfug gemacht haben“, was einerseits eine jenseits von Anstand und Geschmack liegende Verharmlosung ist, andererseits aber die Übernahme und Anerkenntnis der von uns Deutschen zu tragenden Kollektivschuld auch der Nachgeborenen ausdrückt. Ich kann mich nur den Worten Eisenmanns anschließen und hoffe, dass wir irgendwann über diese Schuld hinwegkommen.Ich halte es für eine schlechte Idee, die AfD und die verbalen Ergüsse ihrer Funktionäre nicht zu beachten. Es zeigt, auf welch fruchtbaren Boden die Höckescheiße fällt, nicht nur am rechten Rand, wo man aus den Quadern eine neue Reichskanzlei bauen will, sondern gar bis zum zweifelhaft linken Augstein. Dass der Bayerische Rundfunk nicht über die Äußerung von Goppel berichtet hat, hat dessen Informationsdirektor Thomas Hinrichs mir gegenüber übrigens unter anderem mit Goppels „untadeligem Ruf“ begründet.
Empörung darüber ist nicht nur eine berechtigte, sondern auch eine notwendige Reaktion. Und es funktionierte. Gemeint war das Holocaust-Mahnmal am Potsdamer Platz in Berlin. Auch die ausgiebigen Forschungen Lutz Hachmeisters zum Einfluss einer ganzen Reihe alter Nazis auf den frühen Spiegel (goo.gl/qBLEjX) haben nie zu einer veränderten Sicht auf den Spiegel-Gründer geführt. Da sind die Aussagen von Augstein und Höcke ein gänzlich anderes Kaliber!Relativiert man nicht die Gefährlichkeit der Rechten, wenn man Linke und Rechte fröhlich durcheinander wirft aufgrund eines Beißreflexes?Natürlich hat Höcke auf diese Skandal-Entwicklung von Anfang an spekuliert.
Es war vermutlich eine bewusste Zweideutigkeit Höckes, aber auch das ist nicht entscheidend. Es ist nur 20 Jahre her. Diese Gesellschaft gesundet ganz ausgezeichnet und bekommt seit Jahrzehnten keine „Schuld“ mehr zugewiesen.
Wurde Anzeige wegen Volksverhetzung gegen ihn erstattet?Vielleicht gibt es ja doch Unterschiede in der Rezeption.Gratulation an Herrn Höcke, dem es gelungen ist, die Diskussion in die ihm genehme Richtung umzulenken. Ich schätze Höcke hat hier ganz bewusst die Zweideutigkeit gewählt und sich in die Rolle des Anwalt der Abwehraffekte begeben. Wer mit dem Smartphone fotografiert und schnell schöne Ergebnisse teilen will, braucht effektive Tools zur Bildbearbeitung. Und wieder mal frage ich mich: Liebe etablierte Medien, müsst ihr den Rechten denn wirklich SO viele Steilvorlagen geben, um sich als ungerecht behandelte Opfer zu gerieren?